Wohnmobile parken auf dem Stellplatz im Rückfahkamera

Wohnmobil-Rückfahrkamera nachrüsten: Lohnt es sich?

6 min Lesedauer

Mit dem Wohnmobil oder Wohnwagen rückwärts zu rangieren ist schwieriger als es aussieht. Eine Rückfahrkamera für Wohnmobile hilft, brenzlige Situationen zu meistern. Wir erklären, worin sich die Modelle unterscheiden und worauf du beim Kauf einer Wohnmobilkamera achten musst.

Inhaltsverzeichnis

Schon mal versucht, mit deinem Wohnmobil rückwärts durch eine schmale Gasse zu manövrieren oder auf einem engen Standplatz einzuparken? Dann weißt du bestimmt, dass man den toten Winkel hinter dem Fahrzeug nur sehr schwer genau einschätzen kann.

Bei einem normalen PKW reicht der Rückspiegel oder die elektronische Einparkhilfe, um Betonpfosten, Äste oder spielende Kinder zu umschiffen. Beim Wohnmobil sieht das anders aus. Das Wohnmobil ist zu breit für den Erfassungsbereich von elektronischen Fahrhilfen, außerdem verwirren Heckträger oder befestigte Fahrräder das Sichtfeld des Sensors.

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Vorteile einer Rückfahrkamera beim Wohnmobil

Mit einer Wohnmobil-Kamera bzw. Rückfahrkamera gehören Probleme beim Rangieren in schwierigen Verhältnissen der Vergangenheit an. Bei dieser Art von Kamerasystem wird oben am Heck des Fahrzeugs oder am Nummernschild eine kleine Videokamera installiert und mit einem Monitor im Cockpit verbunden. Die Kamera schaltet sich automatisch ein, wenn man den Rückwärtsgang einlegt und liefert in Echtzeit Bilder vom Bereich hinter dem Fahrzeug. Das sorgt für einen deutlich besseren Überblick und erleichtert gerade weniger geübten Wohnmobilisten das Fahren.

Rückfahrsysteme bei Wohnmobilen: Kabel- vs. Funksysteme

Grob gesagt wird zwischen zwei Arten von Wohnmobil-Rückfahrkameras unterschieden:

  • Kabelgebundene Systeme
  • Kabellose Funksysteme

Im Prinzip bieten beide Arten von Systemen identische Funktionen und verfügen auch über ähnliche Komponenten:

  • Kamera, die hinten am Fahrzeug angebracht wird
  • Monitor in der Fahrerkabine
  • Bei kabelbebundenen Systemen: Kabel für die Verbindung von Kamera und Monitor

Der Unterschied zwischen kabelgebundenen und kabellosen Rückfahrkameras besteht dabei bei der Übertragung des Videosignals. Beim kabelgebundenen System wird das Signal von der Kamera per Kabel auf den Monitor in die Fahrerkabine übertragen. Beim Funksystem läuft die Übertragung ohne Kabel, nämlich drahtlos per Funk. Weniger Kabel klingt für viele Nutzer natürlich erstmal besser. Allerdings sind Funk-Rückfahrkameras nicht zwingend die bessere Wahl – beide Kamerasysteme haben ihre Vor- und Nachteile.

Kabelgebundene Rückfahrkameras für Wohnmobile

Rückfahrkameras mit physischem Kabel sind bei vielen Campern die beliebtere Option. Sie bieten eine sichere und störungsfreie Übertragung, da es keine Überschneidungen  zum Frequenzbereich von WLAN, DECT oder anderen drahtlosen Standards gibt. Dafür ist der Einbau etwas komplizierter, da man zunächst ein Kabel vom Fahrzeugende durch das Wohnmobil bis ins Cockpit ziehen muss, was mehr Aufwand bedeutet.

Vorteile

  • störungsfreie, verlässliche Übertragung
  • nicht beeinflusst von anderen Funkfrequenzen

Nachteile

  • aufwendiger Einbau

Funk-Rückfahrkameras für Wohnmobile

Kabellose Systeme sind deutlich einfacher einzubauen, aber auch anfälliger für Störungen und Bildausfälle. Unter Umständen sendet die Kamera ein Bild von der Fahrzeug-Rückseite an den Monitor während die Frequenz gerade vom WLAN-Netzwerk des Wohnmobils blockiert wird. Ergebnis: Vorne kommt nichts an und der Monitor bleibt schwarz. Außerdem musst du auch bei Funk-Kameras unter Umständen ein Loch durch die Außenwand des Wohnmobils bohren, um das System mit Strom zu versorgen. Ganz ohne Kabel geht es also nicht.

Vorteile

  • einfacher, unkomplizierter Einbau

Nachteile

  • störungsanfälliger

Kosten einer Wohnmobil-Rückfahrkamera

Je nach Hersteller und Modell unterscheiden sich die Preise für Wohnmobil-Rückfahrkameras. Los geht es bei rund 150 Euro für einfacherer Modelle. Teurere Ausführungen mit besonders hochauflösenden Bildschirmen und Infrarot-Kamera bewegen sich in der Preisklasse von 230 bis 300 Euro.

Darauf musst du beim Kauf einer Rückfahrkamera für Wohnmobile achten

Egal, ob du eine Funk- oder Kabel-Rückfahrkamera kaufst – das System besteht in der Regel aus diesen Bauteilen:

  • Kamera
  • LCD-Monitor
  • Kabel
  • Sonnenblende
  • Objektschutz (Shutter)

Kamera

Die Kamera ist die zentrale Komponente eines Rückfahrt-Videosystems. Je nach Modell überträgt die Kamera Bilder in Schwarz-Weiß oder Farbe. Ein extrem lichtempfindlicher CCD-Sensor sorgt dafür, dass selbst bei schlechten Lichtverhältnissen noch gute Bilder ankommen. Viele Kameras verfügen zudem über eine Beleuchtungs-LED.  Im Optimalfall sitzt die Kamera in einem wasserdichten Gehäuse mit der Schutzklasse IP67. Das bedeutet, dass die Kamera staubdicht und bis zu einer bestimmten Tiefe wasserdicht ist. Starker Regen und das Fahren über staubige Provinz-Straßen machen der Kamera also nichts aus.

Die meisten Rückfahrkameras haben ein Weitwinkelobjektiv mit einem Blickwinkel von 120° bis 140° in der Diagonalen. Das heißt: Die Bildwinkel nach oben/unten und links/rechts sind kleiner. Ein diagonaler Blickwinkel von 120° entspricht einem horizontalen Blickwinkel von 90° und einem vertikalen Blickwinkel von 70°. Bei 140° in der Diagonalen sind die Werte 100° horizontal und 75° vertikal.

LCD-Monitor

LCD-Monitore werden meist mit einer Bildschirmgröße Größe von 5 Zoll oder 7 Zoll ausgeliefert. Das entspricht einer Bildschirmdiagonale von etwa 13 bzw. 18 cm. Achte beim Kauf auf eine hohe Helligkeit (300 cd/qm oder mehr) und einen Umschalter zwischen Tag- und Nachtmodus. Andernfalls ist der Monitor am Tag zu dunkel und nachts blendend hell. Höherpreisige Modelle verfügen teilweise über eine Lichtsensor, der die Helligkeit stufenlos anpasst, etwa wenn man in einen Tunnel einfährt.

Kabel

Kabel werden für die Stromversorgung und die Verbindung zwischen Kamera, Bordnetz und Monitor benötigt. Generell gilt: So viele Kabel wie nötig, so wenig wie möglich. Im Zweifelsfall solltest du aber lieber etwas Spielraum nach oben einplanen. Eine Faustregel besagt: Jedes Kabel wird mit einer Reserveschleife verlegt.

Sonnenblende

Eine Sonnenblende wird heute in fast allen Rückfahrkameras mitgeliefert. Die Sonnenblende sitzt über dem Objektiv und stellt sicher, dass die Kamera auch dann scharfe Bilder liefert, wenn das Sonnenlicht flach auf die Linse einfällt.

Objektivschutz

Der Objektivschutz (auch Shutter genannt) ist ein zusätzlicher Schutz für die Kamera und ebenfalls in vielen Rückfahrkameras Standard. Es handelt sich dabei um eine Klappe, die von einem Motor angetrieben wird und die Kamera vor Spritzwasser und Schmutz schützt, wenn sie nicht gebraucht wird. Wird die Kamera eingeschaltet, geht die Klappe einfach wieder auf. Teurere Modelle haben zusätzlich eine eingebaute Heizung, die verhindert, dass das Objektiv bei niedrigen Temperaturen beschlägt oder zufriert.

Achte zudem auf die folgenden Kriterien:

  • Großes Sichtfeld
  • Schwenkbare Kameralinse
  • Gute Auflösung des Bildschirms
  • Keine Verzerrungen bei der Darstellung
  • Bei häufigen Fahrten abends/nachts: Infrarot-Kamera für Nachtsicht

Gibt es auch Rückfahrkameras für Wohnwagen?

Wer im Internet nach Rückfahrkameras sucht, findet teilweise den Hinweis „auch für Wohnwagen“ geeignet. Hier solltest du allerdings sehr gut aufpassen. Der Monitor muss in den Zugwagen und die Kamera einige Meter weiter hinten an den Wohnwagen. Und genau das stellt kabellose Rückfahrkameras vor ein ernstes Problem.

Zwischen der Kamera am hinteren Teil des Wohnwagens und dem Bildschirm am Armaturenbrett befinden sich zwei Karosserien mit unzähligen Fahrzeugteilen. Dazu kommt, dass sich sowohl Sender als auch Empfänger während der Fahrt ständig in Bewegung befinden. Ergebnis: Die Signalübertragung wird behindert – eine störungsfreier Übertragung ist nicht gewährleistet.

Will man eine Rückfahrkamera in einem Wohnwagen zum Laufen bringen, hilft im Prinzip nur Basteln. Durch eine Verlängerung des Videokabels und das Verlegen des Sendemoduls kann man erreichen, dass das Funksignal stark genug ist – der Sender sitzt dann direkt hinter dem Auto. Eine solche Kombination aus Kabel und Funk bietet etwa der Hersteller Sensotronic mit der PDC CS-10 Trailer Edition. Einziger Wermutstropfen: Das System kostet stolze 250 Euro.

Funk- und Kabel-Rückfahrkamera im Wohnmobil nachrüsten oder einbauen – So wird’s gemacht

Der Einbau einer Funk- oder Kabel-Rückfahrkamera unterscheidet sich nicht grundlegend und besteht aus diesen drei Schritten:

  1. Rückfahrkamera an der Fahrzeugrückseite anbringen
  2. LCD-Monitor in der Fahrerkabine montieren
  3. Rückfahrkamera mit dem Monitor verbinden

Rückfahrkamera platzieren

Zunächst musst du die Kamera am Heck des Wohnmobils befestigen. Dabei bietet es sich an, die Kamera entweder oben oder an der Stoßstange zu platzieren, um eine gute Sicht zu haben. Je nach Wohnmobil ist eine Höhe in der Vertikalen von 2,30 bis 2,50 optimal. Achte darauf, dass du die Kamera horizontal in der Mitte des Wagens montiert. Bei einigen Systemen wird die Kamera im Rahmen des Kennzeichenhalters eingebaut. Das funktioniert im Grunde auch recht gut, da die Kamera links und rechts wie bei der oben angebrachte Variante sieht. Eventuell kann es dabei zu Problemen mit dem Sichtwinkel geben. Probiere das am besten selbst aus und schaue, welche Sicht für dich besser passt.

Monitor anbringen

Den Monitor solltest du in einem gut sichtbaren Bereich der Fahrerkabine platzieren. Achte darauf, dass der Bildschirm auch in einem etwas schrägen Winkel noch ein gutes Bild liefert. Außerdem solltest du zwischen Normalsicht und Spiegelbild-Ansicht umschalten können, sodass die Kamera dem Blick in den Rückspiegel entspricht.
Andernfalls musst du dir das Bild auf dem Monitor erst seitenverkehrt „umdenken“ – und das trägt bestimmt nicht zur allgemeinen Fahrsicherheit bei. Halte zum Prüfen einfach ein Schild oder Blatt Papier mit einem Schriftzug in die Kamera. Wird die Schrift spiegelverkehrt dargestellt, stimmt die Perspektive.

Kabel verlegen

Das Verlegen des Kabels von der Kamera bis zum Monitor entfällt, wenn du eine kabellose Rückfahrkamera in deinem Wohnmobil einbaust. Im Fall einer Kabel-Rückfahrkamera kommst du um diesen Schritt nicht herum. Du kannst die Kabel aber meist über den Fahrzeugboden verlegen, was die einfachste und eleganteste Lösung ist. Bei Wohnwagen bietet es sich an, die Kabel am Chassis unter dem Wohnwagen zu führen.

Fazit: Rückfahrkameras erleichtern das Rangieren und bieten sich vor allem für Fahranfänger oder das Fahren in engen Gassen an. Dank hochauflösenden Bildschirmen und Infrarot-Kameras ist bei qualitativ hochwertigen Modellen auch nachts eine gute Übertragung des Videosignals gewährleistet. Und wenn im schlimmsten Fall doch mal was passiert – mit den Versicherungen des ADAC  bist du auf der sicheren Seite.

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Letzte Aktualisierung: 27/02/2024
Author: Selim Baykara