Wohnmobile im ADAC Test – Smove 7.4, Hymer ML-I580, Etrusco T6900 QB
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Der ADAC bewertet laufend Wohnmobile. Der ausführliche Einzeltest am Ende der Seite enthält Ergebnisse zu Eigenschaften der Fahrzeugbasis, zur Qualität des Aufbaus, zu Komfort, Sicherheit, Umwelt und vieles mehr.
Smove: Test einer neuen Wohnmobil-Klasse?
Niesmann+Bischoff hat mit dem Smove eine eigene Fahrzeugklasse zwischen teilintegrierten und vollintegrierten Reisemobilen kreiert. Ob der „Erste“ seiner Art das einlösen kann, musste der Smove 7.4 E im ADAC Test gegen Hymer ML-I580 und Etrusco T6900 QB beweisen.
Niesmann+Bischoff haben mit dem Arto und Flair schon gezeigt, dass vollintegrierte Liner auch sexy sein können. Für deren automotive Formensprache erhielten die Hersteller aus Polch 2016 und 2017 den German Design Award.
Die nächste Frage lag nahe: Geht Liner-Feeling auch in der 3,5–Tonnen–Klasse auf Basis eines kompakten Teilintegrierten? Die Antwort heißt Smove, eine Wortschöpfung aus smart für intelligent und move für beweglich. Im ADAC Wohnmobiltest musste der Smove beweisen, was an dem integrativen Konzept dran ist. Als Klassengefährten wurden ihm der vollintegrierte Hymer ML-I 580 sowie der teilintegrierte Etrusco T6900 QB zur Seite gestellt. Da der 4,5-Tonner Smove mit 7,4 Metern Länge am häufigsten geordert wird, sollte dieses Modell auch getestet werden. Prinzipiell kann er auch abgelastet als 3,5-Tonner geordert werden, aber nur für eine 2-Personen-Besatzung mit wenig Sonderausstattung und Beladung.
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Niesmann+Bischoff Smove 7.4
Optisch ist der Smove ein echtes Designerstück. Niesmann+Bischoff setzt an den seitlichen Frontschürzen leicht konturierte GfK-Verkleidungen an und führt diese über die Radläufe weiter bis über die Fahrerhaustüren. Optisch wirkt der Übergang von Fahrerhaus zu Wohnaufbau wie aus einem Guss, technisch bewirkt das Styling eine beachtliche Aerodynamik. Ein Spoiler, der gleich hinter der Frontscheibe ansetzt und das flächenbündige Panoramadach umrahmt, lenkt den Wind über die Dachaufbauten. Das begünstigt den cw-Wert, senkt den Verbrauch und reduziert deutlich die Windgeräusche. Auch das Heckteil des Smove ist aus GfK gefertigt, separat dazu die Heckschürze: Das ist reparaturfreundlich, falls es doch mal krachen sollte.
Apropos: Damit es beim Rückwärtsfahren nicht dazu kommt, verbirgt sich hinter dem „NiBi“Emblem in der Heckwand die optionale Rückfahrkamera, die beim Einlegen des Rückwärtsgangs über einen Kippmechanismus ausschwenkt. Damit ist sie spritzwassergeschützt und entlockt unserem Projektleiter Christoph Pauly das erste Lob.
Im Fahrbetrieb antwortet der 4-Zylinder-Turbodiesel auf Last mit einem kernigen Brummen, die Laufkultur ist insgesamt noch gut. Aus 2,3 Liter Hubraum liegen immerhin 400 Nm an. Die 17-Prozent-Steigungen meistert der Smove problemlos. Wenig überzeugend: die optionale 6-Gang-Getriebeautomatik. Die Schaltpausen empfinden alle drei Tester als quälend lang, vor allem auf Bergetappen, wo durch die Zugkraftunterbrechung viel Schwung verloren geht und letztlich doch manuell nachgeschaltet werden muss.
Die Lenkung gibt vernünftig Rückmeldung und das AL-KO Tiefrahmenchassis mit langem Radstand verleiht dem Smove eine gute Fahrstabilität und Federung. Trotz seiner relativ geringen Breite von 2,25 m entspricht der Wendekreis von 15,5 m fast dem eines Liners, ein kleines Manko für Citycruising. Tröstlich: Der Testverbrauch lag bei nur 11,2 Litern, was der Aerodynamik geschuldet ist. Das gibt Pluspunkte. Auch drinnen zeigt der Smove Designerqualitäten. Die beiden Dachfenster über der Dinette setzen die gegenüberliegenden Sitzgruppen ins rechte Licht, die großflächige aber indirekte LED-Ambientebeleuchtung tut abends ein Übriges. Bis zu 5 Erwachsene und ein Kind finden an der Lounge Platz. Allerdings nur bei geschlossenen Küchenblock: Öffnet man diesen, wird die rechte Hälfte der Abdeckung zur Arbeitsfläche: Der Sitzplatz darunter geht verloren.
Die Küchenschubladen schließen zentral, dafür gehen alle Laden nur über die Hälfte Küchenblockbreite. Die Erklärung dafür finden die Tester im Bad. Dort kann nämlich das WC per Knopfdruck über einen Schlitten im angrenzenden Küchenblock versetzt werden. Besonders nachts können die 1,5 Minuten Wartezeit quälend lang sein. Auch der Waschtisch samt Regal kann in die Wand weggeschwenkt werden. Fürs Duschen bleibt dann viel Bewegungsfreiheit. Wünschenswert wäre eine eigene Luftdüse im Bad sowie mehr Haken und Handtuchhalter wie man es aus der Königsklasse gewohnt ist.
Den Schlafkomfort der Längs-Einzelbetten auf Tellerfedern bewerten die Tester mit gut.
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Hymer ML-I580
Der heckangetriebene vollintegrierte Hymer ML-I auf Mercedes Sprinter-Basis zeigt ein sehr sicheres Fahrverhalten, das ESP regelt sorgsam, die 7-Gang-Automatik arbeitet geschmeidig und schaltet zügig. Typischer Nachteil des Sprinter Heckantriebs: das hohe Leergewicht im ADAC Test mit 3,3 t. Wer mehr als 210 kg Zuladung oder viel Zusatzausstattung benötigt, ist mit einer Auflastung gut beraten. Weiteres Manko: Der Hymer ist merklich seitenwindempfindlich und verlangt dem Fahrer beim Überholen auf der Autobahn deutliche Lenkkorrekturen ab. Überzeugend, die sorgfältige Verarbeitung und reparaturfreundlich die einzeln tauschbaren seitlichen Beplankungen. Gut: Der Tankdeckel kann unabhängig von der Fahrertür geöffnet werden. Schlecht: Keine Zentralverriegelung, jedes Schloss muss einzeln betätigt werden.
Unnötig: Der Einstieg zur Fahrertür ist mit fast 50 cm auch für die Tester beschwerlich. Das Bughubbett mit großer Liegefläche punktet mit 80 cm Kopffreiheit und komfortabler Tellerfederung. Die Heck-Einzelbetten lassen sich zu einer großen Fläche verbinden, das Lichtspiel mit blauem Dämmerlicht sorgt für Ambiente. Unangenehm: Die tief abgehängten seitlichen Oberschränke hinterließen beim nächtlichen Schlafwendemanöver an den lang gewachsenen Beinen eines Testers bleibende Erinnerungen. Beinkontakt bot auch die Ecksitzbank der Dinette, die für 2 Erwachsene einfach zu klein ist.
Etrusco T6900 QB
Die neue Marke Etrusco offeriert deutsche Konstruktionstechnik im italienischen Design zu günstigen Preisen. Ein 7-Meter-Wohnmobil unter 50.000 Euro? Das geht. Fahrstabilität, Laufkultur, Schaltung, Lenkung und Raumangebot: alles gut. Leider nur ausreichend der Bremsweg mit über 47 Meter. Erstaunlich im Test die hohe Zuladeoption von fast 500 kg. Das Bughubbett ist dank Tellerfedern komfortabel und gut unterlüftet, das Queensbett im Heck üppig dimensioniert und von 3 Seiten zugängig. Warum der Lattenrost bei so einer Schlafstatt nicht durchgängig verbaut ist bleibt den Testern ein Rätsel. Erfreulich: An der Dinette finden 4 Erwachsene und 1 Kind bequem Platz, die Beleuchtung ist nur ausreichend.
Wohnmobile im Test – Fazit
Der Smove ist sicherlich stilprägend. Optisch kommt Integriertenfeeling auf, aber manchmal haben es die Tester auch vermisst, z.B. bequeme Rückenpolster in der Loungegruppe statt Kissen. Oder eine praktische Küchenzeile mit ausreichend Arbeitsflächen statt Küchenblock mit halbem Schubladenstauraum. Aber so ist das nun mal bei Stilikonen, sie faszinieren und polarisieren gleichermaßen.
Das sagen die Tester
“Der Etrusco T 6900 QB ist als 7 Meter Wohnmobil mit Queensbett und Zweiraum-Aufteilung ein günstiges Angebot mit gutem Fahrkomfort. Auf den letzten Schliff an mancher Kante muss man aber verzichten. Einen in der Heckgarage Platz raubenden Gasflaschenkasten habe ich noch nicht gesehen. Kleinere Features, wie z. B. die USB-Steckdose an der Dinette sind hervorzuheben.”
Lothar Angermund, Campingexperte
“Der Hymer ML-I 580 harmoniert sehr gut auf dem Mercedes-Benz Sprinter, vor allem in der optionalen Kombination mit dem durchzugsstarken 163 PS-Motor und dem gut abgestimmten 7-Gang-Automatikgetriebe. Für einen Vollintegrierten mit 7 Meter Länge ist der 3,5 Tonner relativ schmal gehalten. Für 2 Personen mag die Zuladung noch ausreichend sein, sind mehr Passagiere mit auf Reisen, wäre eine Auflastung empfehlenswert. Mir persönlich hat die bewährte Qualität des Möbelbaus sowie die Farbabstimmung gut gefallen, ebenso der stufenlose Wohnraumboden und als größerer Mensch die Kopffreiheit unter dem Hubbett.”
Thomas Nitsch, Redakteur Test
„Für den Premium-Preis bekommt man beim Smove auch eine Premium-Anmutung, allerdings können nur zwei Reisefreunde diese auch richtig genießen. Für Familien ist der elegante Reisegleiter wenig geeignet. Aus Sicht des Ingenieurs gefällt besonders die wirksame, aerodynamisch optimierte Verkleidung des Führerhauses.“
Christoph Pauly, Projektleiter Test
Fotos: Uwe Rattay