Aquileia und Valvasone: Ein spannender Spaziergang durch die Jahrtausende

6 min Lesedauer

Aquileia und Valvasone sind zwei der schönsten Städte in der norditalienischen Provinz Friaul-Julisch Venetien. Unser Autor hat einige Tage hier verbracht und stellt euch die schönsten Sehenswürdigkeiten im Detail vor. Außerdem: Viele praktische Tipps für Camper.

Inhaltsverzeichnis

Möchtet ihr bei eurem Campingurlaub durch Friaul-Julisch Venetien auf den Spuren alter Hochkulturen wandeln? Dann seid ihr in Aquileia und Valvasone genau richtig! Ganz in der Nähe der beliebten Campingplätze gelegen erwarten euch in beiden Orten zauberhafte Altstädte und beeindruckende UNESCO-Weltkulturerbestätten. Zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten im Friaul zählt Aquileia mit seiner Patriarchalbasilika und den imposanten Überresten der einst wichtigsten römischen Stadt an der nördlichen Adria. Aber auch Valvasone hat viel zu bieten – schauen wir uns das also mal im Detail an!

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Aquileia – das „Rom an der Adria“

Unser Besuch von Aquileia beginnt mit der Besichtigung der Basilika Santa Maria Assunta. Die könnt ihr dank des über 60 Meter hohen Campaniles kaum verfehlen. Wenn ihr durch den Haupteingang das Hauptkirchenschiff eintretet, wandert der Blick von den mächtigen romanischen Säulen hinab auf den Mosaikboden. Auf fast 700 Quadratmetern schufen Mosaikmeister unter Bischof Theodorus im 3./4. Jahrhundert unzählige Tier-, Pflanzen- und Menschenbildnisse.

Die beeindruckende Basilika von Aquileia. Bild: Klaus Schneider.

Der größte byzantinische Mosaikboden des Abendlandes

Von den höhergelegten Aussichtsgängen könnt ihr euch das Riesenmosaik, das auch für den damaligen Vormarsch des Christentums steht, in Ruhe anschauen. Große und kleine Besucher rätseln, was die meist friedlich wirkenden Bilder bedeuten könnten. Viele geben auch Historikern noch immer Rätsel auf. Der Höhepunkt ist jedoch klar erkennbar: die szenische Darstellung der Geschichte von Jona und dem Wal (der hier als Seeungeheuer erscheint). Sie zeigt detailreich Meeresbewohner sowie Jona und die Fischer, Jonas Tod, Auferstehung und Himmelfahrt.

Der berühmte Salomonsknoten in der Basilika von Aquileia. Bild: Klaus Schneider

Beeindruckende Sakralkunst

Wie der Mosaikboden schichtweise aufgebaut wird, erfahrt ihr anhand eines unweit des Hauptaltars ausgestellten Salomonknotens. In der angrenzenden Nordhalle wird spektakulär in Szene gesetzt, wie das damals aufkommende Christentum mit seinen Mosaiken die altrömischen Mosaikböden überbaute. Der ewige Kampf zwischen Licht und Schatten wird durch eine Mosaik-Schildkröte und einen bunten Hahn aufwändig symbolisiert.

Vom den Jahrhunderten nach Christi Geburt geht es weiter zur Sakralkunst des frühen Mittelalters. Ein Highlight der Patriarchalbasilika von Aquileia ist die Krypta. Kunstvolle, farbintensive Fresken erzählen von den Leiden Jesus Christi und vom Heiligen Hermagor, dem Märtyrer Aquileias.

Spaziergang zu den Meisterwerken der alten Römer

Fast 200 Jahre vor Christi Geburt begründeten die Römer Aquileia als wichtigen Adriahafen und als Ausgangspunkt für die Expansion gen Osten. Ihr könnt das große Haus von Tito Macro und weitere Römerhäuser besichtigen (Öffnungszeiten und Tickets).

Die Überreste lassen die Dimensionen erahnen. Der Komplex ist einer der größten in Norditalien entdeckten Wohnanlagen der Römer. Vor rund zweitausend Jahren waren die Gebäude sogar mit dem Schiff von der Adria aus erreichbar. Bei den einzelnen, zum einstigen Wasserlauf hin geöffneten Räumen vermuten Historiker, dass diese an Händler vermietet wurden. Tito Macro unterhielt offenbar ein antikes „Shopping-Center“.

Weiter geht es zum einstigen, noch heute gut erkennbaren Zentrum der Römermetropole Aquileia: Am Forum Romanum gruppierten sich wichtige öffentliche Gebäude, deren Ruinen das Forum prägen. Die zum Teil sorgsam wieder aufgebaute, mächtige Säulenreihe und die zentrale Piazza wurden aus Marmor aus Aurisina erbaut. In der Nähe von Basilika und Forum liegen auch der gut erhaltene, ab 1915 angelegte Heldenfriedhof (Cimitero degli Eroi) und mehrere Gedenkstätten. Sie erinnern an die Leiden des Ersten Weltkrieges, dessen furchtbare Schlachten in Friaul-Julisch Venetien viele Hunderttausende Opfer forderten.

Campingplatz-Tipp:  Camping Villaggio Turistico Europa

Wichtige Informationen zu Aquileia

Frei zugänglich (innerhalb der Öffnungszeiten) sind:

  • Forum Romanum von Aquileia
  • Antiker Binnenhafen
  • Teile der antiken Marktplätze
  • Nekropole
  • Römerstraße / Decumano di Aratria Galla

Für diese Highlights benötigt ihr Eintrittskarten:

  • Basilika inkl. Nordhalle
  • Bischofsresidenz inkl. Südhalle und Baptisterium
  • Archäologisches Nationalmuseum und Frühchristliches Museum
  • Römerhaus Domus di Tito Macro mit Marktstätten und weiteren Häusern (Ausgrabungsstätte Fondi Cossar)

Insbesondere an Wochenenden wird eine Reservierung empfohlen.

Öffnungszeiten, Ticketpreise, Reservierung: Offizielle Webseite von Aquileia

Tipp FVG Card: Wenn ihr mehrere Highlights besuchen möchtet, spart ihr mit der 48 Stunden FVG Card Aquileia des Tourismusverbandes von FVG (Friaul Venezia Giulia).

Valvasone – die „Wolfsburg“ mit eigenem Theater

Weiter geht es in rund einer Autostunde von Aquileia nach Valvasone, ausgezeichnet als einer der schönsten Orte Italiens. Im historischen Zentrum von Valvasone ragt das gleichnamige Castello auf. Einst war das verwinkelte Gebäude eine wehrhafte Burg. Heute ist es ein Wohnschloss, das einige historische Highlights sowie auch ein Modell der alten Schlossanlage bietet.

Außenansicht des Castello von Valvasone. Bild: Klaus Schneider

Nachdem Besucher in der Altstadt Reste der einst doppelten Stadtmauer bestaunt haben, überqueren sie die Brücke zum Schloss. Der mächtige Burggraben wurde früher mit dem Wasser des Tagliamento gefüllt. Der große, wilde Fluss Friauls rauscht wenige Kilometer östlich von Valvasone in Richtung Adria – in seinem spektakulär breiten, aus weißen Kieseln bestehenden Flussbett. Ihr überquert es bei der Fahrt von Aquileia nach Valvasone.

Campingplatz-Tipps:

Beeindruckende Fresken mit tiefer Symbolik

Die ehemaligen Schlossherren von Valvasone stammten aus Kärnten. Vermutlich stammt der Name Valvasone von den deutschen Wörtern „Wolf  und Sohn“ oder „Wolf und Burg/Höfe“ ab. Wandgroße Fresken im Schloss zeigen einen Wolf, der wohl einen der weltlichen Herrscher darstellen soll, beim Unterricht. Den gibt ein Geistlicher in Gestalt eines Esels. Der Wolf scheint nicht sehr begeistert von der Lehrstunde zu sein. Möglicherweise wollten die mittelalterlichen Künstler damit die Rivalität zwischen dem Patriarchen von Aquileia und den lokalen Machthabern von Valvasone darstellen.

Gleich daneben erblickt ihr das Fresko des Baum des Lebens, das gut erkennbar verschiedene Phasen eines damaligen Lebensweges zeigt. In dem Theater im Castello di Valvasone haben 50 Besucher Platz. Das Teatro entstand im 18. Jahrhundert, damit die Schlossherren Dramen und fromme Stücke anschauen konnten. Sehenswert sind auch die Zuschauerlogen auf einer zweiten Ebene, die mit Mythenbildern geschmückt sind.

Theater im Castello von Valvasone. Bild: Klaus Schneider

Stadtrundgang zum Dom von Valvasone

Der ist für seine rund 500 Jahre alte, funktionsfähige Orgel mit den Renaissance-Malereien von Giovanni de Sacchis und Pomponio Almateu bekannt. Weiter geht es durch malerische enge Gassen zu der alten Wassermühle. Dank sorgfältiger Restaurierung dreht sich das wuchtige Wasserrad wie in alten Zeiten. Danach entdecken Besucher den gut erkennbaren, historischen „Waschsalon“. Mit Asche und Wasser wuschen die Frauen hier einst auf einer steinernen, teils überdachten Terrasse am Kanal die Wäsche.

Weiter geht es zu einem Palazzo, in dem Napoleon während seines Friaul-Feldzuges nächtigte, sowie zum Palazzo Gandini. Dessen sehenswerte Sonnenuhr mahnt mit ihrer Inschrift, wie kostbar die Zeit sei: „Nihil tempore pretiosus“. Die kostbare Zeit in Valvasone könnt ihr in einem der ursprünglichen Cafés oder Restaurants in der Altstadt ausklingen lassen.

Extra-Tipp: Palmanova, die Modellstadt der Venezianer

Auf dem Weg zwischen Aquileia und Valvasone empfehlen wir eine Pause in Palmanova. Die historische Festungsstadt wurde von venezianischen Baumeistern um 1600 am Reißbrett geplant – und auch vollständig so erbaut. Noch heute beeindruckt Palmanova mit der sternförmigen Anlage, dem Dom der Dogen und den mächtigen Stadttoren.

Informationen zu Valvasone und Palmanova:

Campingplatz-Tipp: Camping Village Pino Mare

Letzte Aktualisierung: 07/08/2024
Author: Klaus Schneider