Camping auf Krk an der Adria

Wohnmobiltour durch Istrien – Mehr als nur Strand

7 min Lesedauer

Delfine und eine Dschungel-Bar, sagenhafte Küstenstraßen und eine Schlucht aus dem Abenteuerroman: Unsere Wohnmobil-Tour durch Istrien zu den Kvarner Inseln bringt Überraschungen für die ganze Familie.

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Ganz nah an die Adria

Nur noch ein Stückchen näher ans Meer, dann steht das Wohnmobil perfekt. Der Blick aus dem Fenster im Heck geht genau auf die blitzblaue Adria – als könnte man vom Bett aus direkt hineinspringen. Dazwischen liegt nur unser Gärtchen mit Pinie und Pergola, gemauertem Grill und Steintreppe zum Wasser: Privatstrand-Gefühl. Und das auf einem der ganz großen Camps mit fast 2000 Stellplätzen in Umag, gleich am Anfang von Kroatien. Doch jetzt in der Nebensaison ist es ruhig hier: Wir genießen den Freiraum, die Kinder radeln sofort los, um das Areal auf den Uferwiesen zu erkunden. Das Lokal fürs Abendessen finden sie schnell: ein hübsches weißes Holzhaus mit Meer-Veranda. Und den Minigolfplatz, die Spielzonen, die Wege fürs Skateboard, den Bauernmarkt.

Mal sehen, wie sich Kroatien gewandelt hat

Beim Frühstück müssen wir Mimi,8, und Helena,11, versprechen, dass wir bald wieder hierherkommen. Aber diesmal wollen wir weiter, weil wir uns eine Tour vorgenommen haben – durch Istrien zu den Kvarner-Inseln. Das Ziel: nicht nur Meer sehen, sondern mehr erfahren, wie sich Kroatien in den letzten Jahren verändert hat. Istrien gilt heute als Gourmet-Destination, also bereichern wir den Womo-Vorrat mit Leckereien der Region. Durch Hügelland wie in der Toskana geht’s zur Farm Pino bei Baderna, wo uns Aleksandar Tidic sein fruchtiges Olivenöl kosten lässt. „Manchmal spreche ich mit meinen Bäumen“, erzählt er beim Spaziergang. Er zeigt uns Wildspargel am Wegesrand, reicht Kostproben von Honig, Trüffeln und Prsut-Schinken zum Wein. Wer möchte, übernachtet gleich auf dem Stellplatz der Farm.

Am Seil hängend über den grünen Abgrund gleiten

Wir nehmen den weißen Malvasia lieber mit und fahren landeinwärts nach Pazin, wo man Naturschätze auf neue Art erlebt: An der „Zipline“ über die 100 Meter tiefe Schlucht der Pazincica. Berichte über diesen gewaltigen grün überwucherten Schlund faszinierten auch schon Jules Verne: Der Autor ließ einen Romanhelden dort entfliehen. Nur als Event für ein Literaturfestival war die Paziner Seilbahn ursprünglich geplant, wurde aber zum gefragten Ausflugsziel. Gerade legt sich Familie Kotter aus Olching – im Gegensatz zu uns – mutig ins Zeug: Vater, Tochter, Mutter sausen nacheinander am Seil hängend über den Abgrund Richtung Altstadt. Betreiber Luka Labinjan will das kurze Vergnügen künftig ausbauen, auch Abseilen, Schlucht- und Höhlentouren anbieten.

Moderne und Antike

Uns zieht es zurück zur Küste, in Istriens Metropole Pula. Wir steuern den stadtnahen Campingplatz Stoja an und sind überrascht, wie naturnah sich das anfühlt: Auf dem Felsplateau sitzen wir vor dem Wohnmobil und schauen übers Meer, während die Kinder auf den Klippen hüpfen und vergnügt quietschen, wenn ein Brandungsspritzer sie erwischt. Vom Camp fährt der Bus in wenigen Minuten zum römischen Amphitheater. Aber Pula hat auch neue Wahrzeichen: Die Kräne der Werft-Insel Uljanik werden allabendlich erleuchtet, wirken dann wie lebende Technikriesen in Lila, Grün und Blau.

Vom Kap Kamenjak zur Safaribar

Nachts prasselt Regen aufs Womo-Dach, der Wind schaukelt uns ein bisschen, was das große Lager im Heck nur gemütlicher macht. Zum Frühstück auf der Klippe scheint die Sonne wieder über Bilderbuch-Kroatien aus tiefblauem Wasser, hellgrauem Fels und grünen Pinien. „Unsere Terrasse zu Hause ist schön“, findet Helena, „aber das ist besser.“ Die nächste Etappe toppt es noch: Wir radeln im Naturpark Kap Kamenjak durch bunte Wiesen mit gelbem Ginster, schauen auf türkise Badebuchten und weiße Segelyachten. An Istriens Südspitze lockt der Dschungel: die „Safaribar“, einst Aussteiger-Paradies, heute eine Art Abenteuerspielplatz für Groß und Klein. Wir drehen Holzkarussells und klettern auf eine Aussichtsplattform, die einem riesigen Vogelnest gleicht. Im Schilf verstecken sich schattige Bar-Sitznischen. Oder doch lieber ein Sundowner vorn am Kap, mit Blick bis zum Leuchtturm Porer?

Auf die Mini-Kreuzfahrt folgt das große Küsten-Kino

Weder noch. Wir wollen ja heute noch die Fähre nach Cres kriegen. Die ist zum Glück größer, als sie von der Zufahrtsstraße her aussieht. Auf die Mini-Kreuzfahrt folgt im goldenen Abendlicht das große Küsten¬Kino der Straße über den Tramuntana-Bergrücken mit seinen mächtigen Eichen, Kastanien und Olivenbäumen. Es duftet nach Kräutern, überall klettern Schafe herum, und die Vögel da oben könnten durchaus kreisende Gänsegeier sein. Hier ist sofort klar, wieso Cres als ursprünglichste der Kvarner-Inseln gilt. Was nicht heißt, dass hier nichts los wäre: Plätze in der ersten Reihe auf dem Campingplatz Kovačine sind in der Hochsaison zwei Jahre im Voraus ausgebucht. Das verstehen wir gut, als wir dort unter dem Vollmond auf der Kai-Mauer sitzen: Rechts liegt der langgezogene Kiesstrand, nach links radeln wir über die Promenade in ein paar Minuten ins Hafenstädtchen Cres und essen großartige Tintenfische, gefüllt mit Käse von der Insel.

Aufregend hoch hinaus nach Lubenice

Regional und nachhaltig heißt die Devise auch im Camp Kovačine, wo uns die Ökomanagerin Wasserspartechnik und die Elektroauto-Ladestation präsentiert. Und Tipps für Touren in die Umgebung, etwa nach Lubenice, das alte Dorf in sagenhafter Lage 378 m über dem Meer. Wir wagen uns hoch mit dem Wohnmobil, was für die klassische Camper-Paarkrise sorgt: Daniel laviert mit wachsender Begeisterung zwischen den Steinmauern auf der immer engeren Straße hindurch, sieht Rangiermanöver bei Gegenverkehr als sportliche Herausforderung und versteht meine Schweißausbrüche gar nicht. Nächstes Mal werde ich hierher wandern oder per Boot an den Karibik-Strand tief unter dem Dorf tuckern. Aber sicher wiederkommen: Teils verfallen, teils renoviert, zeigt der Ort in lauschigen Innenhöfchen um Feigenbäume seinen Zauber. Dafür kehrte Bruna Muskardin aus der Großstadt Rijeka zurück in das Felsennest, in dem sie aufwuchs. Jetzt betreibt die Frau mit der coolen Kurzhaarfrisur im Sommer die Kneipe am Kirchplatz mit der grandiosen Aussicht und fühlt sich wie die „Queen of Lubenice“, wenn sie Gäste empfängt. Etwa den Kalifornier, der gerade schwärmt, dass ihn der Weg hierher an Big Sur erinnert hat, den unvergesslich schönen Küstenstreifen zwischen San Francisco und Los Angeles.

Auf dem kurvigen Rückweg bergab sinkt die Stimmung im Wohnmobil. „Ich geb’ dir zu Hause fünf Euro, wenn Du ab jetzt nicht mehr sagst, dass dir schlecht ist“, lautet Helis Angebot an ihre kleine Schwester – überraschend erfolgreich. Wunderbar, denn wir wollen ja mal wieder weiter, von Cres via Brücke auf die Insel Lošinj. Als wir am Campingplatz Poljana ankommen, ist es zu spät fürs abendliche Taxiboot in die Inselhauptstadt. Macht nichts, kochen wir eben im Camper. Den haben wir schließlich auf eine der clever angelegten Stellplatz-Terrassen manövriert und können jetzt das Dinner im blauen Abendlicht über der Badebucht auskosten.

Apoxyomenos, der bronzene Superstar

Vor dem Einschlafen lesen wir noch die geheimnisvolle Geschichte vom griechischen Modell-Athleten Apoxyomenos, fast 2000 Jahre alt und aus Bronze, den ein Taucher 1996 auf dem Meeresboden bei Lošinj fand. Der millionenschwere Schatz brachte seinem Entdecker kein Glück, er starb unter unklaren Umständen. Die Figur bekam nach einer Tour durch große Museen nun eine Heimat im restaurierten Kvarner-Palast in Mali Lošinj. Moderne Architektur in Leuchtblau und interaktive Technik machen dort neugierig auf den gut erhaltenen Superstar, der in einem wolkenweißen Raum präsentiert wird.Der Athlet soll natürlich auch Werbeträger sein für die Insel mit dem gesunden Klima: Schon die Habsburger bauten Villen in der grünen Čikat-Bucht, die heute mit Camping Čikat auch einen Campingplatz mit Atem-Reha-Programm und Wasserpark bietet.

Glück ist, wenn 30 Delfine vor deinem Boot auftauchen

Unsere Töchter haben hier andere Favoriten: Delfine. Wir fahren nach Veli Lošinj zum Forschungszentrum Blue World, wo Meeresbiologin Matea Zekan sämtliche Kinderfragen beantwortet und mit einem digitalen Memory-Spiel zeigt, wie Wissenschaftler die Meeressäuger anhand der Finnen unterscheiden.
Dann starten wir zur Bootstour, halten gespannt Ausschau. Forscher auf einem Schiff voraus geben unserem Skipper den Hinweis auf einen Fischschwarm, der mehrere Delfin-Gruppen anlockt: Sie treffen sich zum Mittagessen. Bei spiegelglatter See bestaunen wir schließlich an die 30 Delfine – aus 50 Metern Abstand, um die Tiere nicht zu stören. Mimi und Heli können ihr Glück kaum fassen, davon werden sie noch lange erzählen.

Während er unser Boot zurücksteuert, berichtet Skipper Karlo Asl von den kleinen Anfängen des Delfin-Projekts, das er vor 17 Jahren mitgegründet hat. Und von großen Plänen für ein Meereszentrum in alten Hafenanlagen auf Lošinj. „Jetzt ist das die Insel der Delfine geworden“, sagt er stolz.

Glamping als glamouröser Abschluss

Dschungel, Delfine – was kann da auf der nächsten Insel noch kommen? Glamping-Luxus. Wir aalen uns im geheizten Infinity-Pool des Krk Premium Camping Resorts, die Mädels testen die Wasserrutschen. Selbst Geschirrspülen findet hier in einer Designer-Anlage aus hellem Naturstein statt, mit Meerblick. Zur Stadt Krk führt durchs Urwaldgrün der Buchten zunächst ein kleiner Pfad, der sich später zur Promenade auswächst. Wir essen ein Eis am Hafen unter dem Zwiebelturm und schauen hinüber aufs Festland, wo weiter südlich die Velebit-Felswände aufragen. „Da wurden Winnetou-Filme gedreht“, weiß ich auch mal was Überraschendes. „Echt?“ fragt Heli, „da müssen wir auch mal hin!“

Fotos: Daniel Biskup

Letzte Aktualisierung: 30/04/2024
Author: Andrea Streichele