Frühling auf der Seiser Alm - 3 Tage zwischen Bergspitzen und Gipfeln der Gourmetküche
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Tag 1: Von Hexen und Heublüten
Kulinarischer Kurzurlaub oder Wanderwochenende? Auf der Seiser Alm lässt sich beides perfekt verbinden. Das zeigt sich schon am ersten Tag meiner Südtirol-Reise: Auf dem Weg vom Campingplatz zur Seiser Alm kommen mir die ersten Wanderer entgegen. Alle nutzen das fantastische Wetter. Auch der Luftraum ist bevölkert: Seilbahn, Bergdohlen und Sessellift ziehen über mich hinweg. Darüber drehen Paraglider und Drachenflieger ihre Runden. Als die letzte Straßenbiegung auf der Seiser Alm mündet, fühle ich mich, als würde ich ein Gemälde betreten: Über eine riesige Grünfläche verteilen sich Heuschober, Wanderwege, Kühe und Haflinger umrahmt von zahlreichen Berggipfeln.
Nächstes Ziel ist der 2100 Meter hohe Puflatsch am Westrand der Seiser Alm. Dort befinden sich die Hexenbänke: Formationen aus Stein, die Ähnlichkeit mit Sesseln aufweisen. Angeblich versammeln sich hier die Schlernhexen, um eine kurze Rast einzulegen und einen Überblick über die Gegend zu haben.
Zwar ist das nur eine Sage, doch vor etwas mehr als 500 Jahren hat es in der Region tatsächlich noch Hexenprozesse gegeben. Die Anklagepunkte lauteten u. a. Teufelstanz, Wetter-, oder Schadzauber. Ungefähr 30 Personen wurden im Rahmen dieser Prozesse auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Mit leichtem Schauer im Nacken setze ich meinen Weg fort.
Engelsrast
Auch bei der folgenden Station sind überirdische Geschöpfe im Spiel: Engelsrast nennt sich der Aussichtspunkt. Und wirklich – der Panoramablick ist himmlisch!
Steil ragen die Gipfel des UNESCO-Weltnaturerbes Dolomiten in den Himmel, darunter erstrecken sich sanfte Täler mit saftigen Wiesen.
Nach einem kurzen Zwischenstopp an der Schutzhütte Dibaita geht es wieder bergab.
Etwa eine Stunde später kommt die Gostner Schwaige von Franz Mulser in Sicht. Die Lage der Sennhütte mit dazugehöriger Alm ist fantastisch. Zwischen Tannenwipfeln ist der Gipfel des Schlern erkennbar.
Gostner Schwaige
Diverse Häppchen erwarten mich bereits: Auf dem für Südtirol so typischen Schüttelbrot sind Zirbenbutter, Speck und Kaminwurzen appetitlich angerichtet. Der passende Aperitif: Sekt mit Rosenblüten-Sirup. Die meisten Zutaten stammen direkt vom Aussergostnerhof von Franz Mulsers Eltern. Dann steht der Besitzer vor mir: Mit grauem Filzhut, Lederhose, Karohemd und blauer Schürze bekleidet, steht Franz Mulser täglich in seiner nur 5 Quadratmeter großen Küche und verwöhnt die Gäste. Kaum zu glauben, dass er ursprünglich eine Karriere als Snowboarder anstrebte. Als Teenager schaffte Mulser es sogar zum Italienmeister. Doch dann begann er bei seinem Onkel eine Lehre als Koch und arbeitete in verschiedenen Gourmetrestaurants wie dem berühmten Tantris in München. Es zog ihn aber zurück auf die Seiser Alm und Ende der 1990er wurde sein Traum wahr: Eine eigene Schwaige mit angeschlossener Käserei. Trotz der zahlreichen Auszeichnungen wirkt Franz Mulser eher schüchtern und mehr wie ein Spitzbub als ein Spitzenkoch.
Als Gruß aus der Küche wird Blütensalat mit verschiedenen – selbstverständlich hausgemachten – Dressings serviert. Dazu gibt es grünes Kräuterbrot und schwarzes, das mit Sepiatinte eingefärbt wurde. Unglaublich, welche Vielfalt an Aromen allein in diesem kleinen Gericht steckt! Auch die folgenden Bestandteile des 4-Gänge-Menüs sind das reinste Geschmackserlebnis: Original Gostner Heublütensuppe aus 25 verschiedenen Bergkräutern, offene Schlutzkrapfen aus Roggenteig mit Kartoffel-Pfifferlingen und in Lagrein geschmortes Gulasch vom Simmentaler Rind mit Walnussknödeln.
Das Menü wird begleitet von Weinen aus der Region. Absoluter Höhepunkt ist jedoch die Nachspeise: Zwetschgenknödel mit Zimtbröseln und Zwetschgen-Rosenkompott an Enzian-Safraneis. Lecker!
Anschließend geht es noch zu einer kurzen Besichtigung in die Käserei. Zwar besitzt Franz Mulser nur acht Kühe, doch die Milchmenge reicht aus, um diverse Sorten wie Berg-, Grau- und Blütenmilchkäse herzustellen. Die Nachfrage ist so groß, dass der Lagerraum so gut wie leergeräumt ist. Auf seinen Lorbeeren will sich Franz Mulser allerdings nicht ausruhen: Einmal jährlich ist ein Käser aus der Schweiz zu Gast und erarbeitet mit ihm neue Rezepturen.
Tag 2: Und stündlich grüßt das Murmeltier…
Heute dürfen die Wanderstöcke nicht fehlen; eine längere Bergtour steht an. Der Weg führt über Wiesen und Weideflächen, stets begleitet vom Klingen der Kuhglocken. Bereits am frühen Morgen brennt die Sonne mit voller Kraft.
Allmählich wird der Weg steiler und schmäler. Auf der Grasfläche unter mir zeigen sich Murmeltiere. Während einer der kleinen Nager genüsslich vor sich hin mümmelt, lässt sich der andere die Sonne auf den Pelz scheinen. Die Murmeltiere werden mich auf dem weiteren Weg begleiten: Das arttypische Pfeifen erklingt in so regelmäßigen Abständen, dass man beinahe die Uhr danach stellen könnte.
Rosszahnscharte
Ein Jogger rennt an mir vorbei, er kommt nicht einmal ansatzweise ins Schnaufen. Kein Wunder – es ist Urban Zemmer, der amtierende Weltrekordhalter im „Vertical Kilometer“: Er schafft 1000 Höhenmeter in weniger als 30 Minuten! Seine Ausdauer hätte ich auch gerne.
Denn so schön der Weg über die Rosszahnscharte auch ist, er erfordert doch Kondition. Immer steiler werden die Serpentinen, die nach oben führen. Die Höhenluft auf über 2.400 Metern tut ihr Übriges. Der Ausblick, der sich oben bietet, entschädigt jedoch für die Anstrengungen.
Tierser Alpl
Nun ist es nicht mehr weit zum Tierser Alpl, man kann schon das Wahrzeichen erkennen: das leuchtend rote Dach. In der Schutzhütte erzählt mir ihr Gründer Max Aichner bei einer Brettljause seine Geschichte. Er wurde 1932 in ärmliche Verhältnisse in Tiers am Rosengarten geboren. Die Zeiten waren nicht einfach: Es gab kaum Arbeit, viele Südtiroler litten Hunger oder mussten nach Deutschland auswandern. Doch für Max Aichner war der Weg ins Ausland keine Alternative. Stattdessen beschloss er, eine eigene Berghütte zu errichten. 1957 begann er mit den dafür notwendigen Arbeiten: Regelmäßig machte er sich mit Schubkarre, Schaufel und Pickel auf den fast vierstündigen Weg zu der Stelle unterhalb der Rosszähne, wo die Hütte entstehen sollte.
Selbst die Steine für den Bau schlug er eigenhändig aus dem Fels. 1963 konnte das Tierser Alpl schließlich eingeweiht werden. Es wurde inzwischen mehrfach vergrößert, renoviert – und sogar mit einem Architekturpreis ausgezeichnet. Max Aichner aber baute weiter: 1969 stellte er den Maximilian-Klettersteig fertig, 1986 den nach seiner Frau benannten Laurenzi-Klettersteig. Bis vor wenigen Jahren war er sogar noch selbst auf den Steigen unterwegs! Heute ist der 84-jährige immerhin noch regelmäßig im Tierser Alpl zu Gast, dessen Leitung inzwischen seiner Tochter und deren Mann obliegt.
Alpenhotel Panorama
Gemäß der ursprünglichen Planung sollte die Route nun eigentlich weiter auf den Schlern führen, doch es drohen Gewitter. Im Gebirge sehr riskant! Daher geht es auf den Wanderwegen Nr. 4 und Nr. 7 zurück. Auch diese sind landschaftlich äußerst reizvoll und bieten fantastische Aussichten auf den Platt- sowie den Langkofel. Nach etwa zwei Stunden erreiche ich das Alpenhotel Panorama. Mit seiner Einzellage und der grandiosen Aussicht macht es seinem Namen alle Ehre. Zur Stärkung gibt es dort Zitronenbandnudeln mit Garnelenragout, gebratenen Schwertfisch und regionale Käsespezialitäten mit verschiedenen Chutneys. Bananenküchlein mit Crème-Brûlée-Topping sorgen für den krönenden Abschluss des Tages.
Tag 3: Ein Tag im Zeichen der Mühlen
„Willkommen in der Welt des Kaffees“, heißt es heute in der Rösterei Caroma: Kaum öffnet man die Tür, strömt einem der herrliche Duft des Lieblingsgetränks der Deutschen entgegen. Die Wände ziert eine Sammlung antiker Kaffeemühlen.
Die Rösterei lockt jährlich immerhin an die 2000 Besucher nach Völs am Schlern. Besitzer Valentin Hofer – übrigens der erste Kaffee-Sommelier Italiens – widmet sich bereits seit über 20 Jahren dem Heißgetränk und verfügt dementsprechend über ein enormes Wissen.
Dieses gibt er regelmäßig in seinem – vom Kaffee-Weltverband (SCAE) autorisierten – Schulungszentrum an die Gäste weiter. Hofers erklärtes Ziel sind kritischere Konsumenten.
In den Schnupperkursen erfährt man daher viel über die Besonderheiten der wichtigsten Kaffeesorten, Erntemethoden und Röstverfahren. Aber auch der Einsatz von Pestiziden und fairer Handel werden thematisiert.
Furscher Mühle
Zum Mittagessen geht es in die Furscher Mühle nach Seis am Schlern. Die Mühle ist mindestens 150 Jahre alt. Das Restaurant dagegen bietet moderne Küche auf Spitzenniveau, gilt aber noch als Geheimtipp.
Schon bei den Vorspeisen fällt die Wahl schwer: Auf der Karte stehen panierte Zucchiniblüten, Thunfisch-Carpaccio und hausgebeizter Lachs, jeweils angerichtet mit saisonalem Gemüse. Als Hauptgang kommt Kräuterschmarrn mit geschmolzenem Käse auf den Tisch. Das Dessert meiner Wahl ist Apple Crumble mit Apfelsorbet und Nüssen. Die Wirtin ermahnt mich, alle Schichten des Nachtischs auf einen Löffel zu packen. Mit einer Geschmacksexplosion verabschiedet sich Südtirol von mir…
Der Campingplatz
Camping Seiser Alm existiert bereits seit 1974. Besonders im Sommer und im Herbst sind viele Stammgäste vor Ort. Im Juni 2016 hat der Betreiber sechs sogenannte Dolomiten Lodges in Betrieb genommen.
Ursprünglich waren die neuen Mietunterkünfte hauptsächlich für Wintergäste gedacht – tatsächlich waren sie bereits seit ihrer Eröffnung beinahe durchgehend ausgebucht. Kein Wunder! Die Lodges bieten einen fantastischen Blick auf den Schlern, sind im alpinen Stil gemütlich eingerichtet und verfügen jeweils über einen eigenen Vorgarten oder Balkon.
Seit einigen Jahren lockt im Sommer zusätzlich das platzeigene Salzwasserbad.
Dieses ist zwar in der Wartung aufwändiger als übliche Freibäder, aber auch schonender für die Haut der Camper. Damit sich die Erwachsenen ebenfalls erholen können, dürfen Kinder hier nur zu bestimmten Zeiten planschen.
Auch im Restaurant setzt der Platzbetreiber auf Qualität: Gekocht wird mit Produkten aus der Region. So findet sich auf der Karte u. a. ein Alm-Risotto mit Graukäse, Trüffel und Schüttelbrotstreuseln. Kaiserschmarrn bietet er dagegen bewusst nicht an (außer auf ausdrücklichen Wunsch), da dieser ja „auf jeder Hütte“ erhältlich sei.
Weiterführende Informationen und Links
Anreise auf die Seiser Alm
Die Anfahrt mit dem eigenen Fahrzeug auf die Seiser Alm ist in der Hochsaison nur im Zeitraum zwischen 17:00 und 9:00 Uhr erlaubt. Gäste, die dort eine Unterkunft gebucht haben, erhalten jedoch eine Sondergenehmigung. Alle anderen parken am besten auf dem Parkplatz neben der Talstation der Seiser Alm Bahn; diese bringt sie dann direkt auf Europas größte Hochalm. Vom Campingplatz Seiser Alm fährt außerdem ein Linienbus zur Talstation.
Weitere Informationen zu Anreise und Unterkünften sowie Ausflugstipps.
Speisen
Hier lässt sich vorzüglich essen und trinken: